Über die Unausweichlichkeit der Kultur … und die Notwendigkeit der existenziellen Sicherung

Am 1. Mai 2020 demonstrierten Künstlerinnen und Kulturarbeiterinnen am Wiener Heldenplatz. Vermummt, mit COVID-19-Vorsicht gebietenden Abstand. Es ist die erste Demo, die nach den neuen, rigiden Sicherheitsbestimmungen abgehalten wurde.

Die Bilder wirken surreal und beklemmend. Teilnehmer*innen berichten von ihrem Kontostand, der „gegen Null geht“, von „Menschen, die am Abgrund stehen“. Rednerin Susanne Scholl meint, „eine Gesellschaft ohne Kultur ist eine tote Gesellschaft“. Die Kunst- und Kulturszene fordert bei dieser Demo unbürokratische Soforthilfe und Perspektiven, wie es kurz-, mittel- und langfristig weitergeht.

Während Steuermilliarden fließen – wohin eigentlich? – sehen sich Künstlerinnen und Kulturarbeiterinnen existentiell bedroht. Sie, die ohnehin daran gewöhnt sind, sich wirtschaftlich auf einem schmalen Grad zu bewegen, stehen vor dem Nichts. Es fehlen einem die Worte. Den Künstlerinnen und Kulturarbeiterinnen fehlt hingegen – neben ihrer wirtschaftlichen Existenz – das Betätigungsfeld. Uns allen fehlen das kulturelle Erleben, das Staunen, das Lachen, die Irritation, die Diskussion … . Einfach alles, was Kunst und Kultur ausmacht.

Das Ausweichen in den digitalen Raum ist aber nur ein Hilfsmittel. Konzerte, Tanz, Theater, Film, Lesungen, Ausstellungen, Performances – sie alle leben von der Unmittelbarkeit, vom direkten Erleben. Der Austausch mit Rezipient*innen, das Gemeinsame, der einzigartige Moment: das alles erlebt nur eine geringe Transformation in den digitalen Raum. Trotzdem scheint es im Moment der einzige Weg zu sein, Kunst und Kultur ins COVID-19-getriebene Hier-und-Heute zu retten.

Klar ist: Kunst und Kultur ist kein „Luxus“ auf den eine Gesellschaft verzichten kann. Nicht nur, weil Kultur das Herz des Tourismus in Österreich ist. Nicht nur, weil Tausende Existenzen davon abhängen. Wir brauchen die Kunst- und Kulturszene, um als Gesellschaft lebendig, bunt, lebensfähig und widersprüchlich bleiben zu können.

Die Bundesregierung tut gut daran sich mehr anzustrengen, um neben den großen Kunsttankern auch die vielen Kulturinitiativen und -vereine und selbstverständlich die Künstlerinnen und Kulturarbeiterinnen in ihrer Existenz zu retten.

Wie zufrieden seid ihr mit der Performance der grünen Kulturpolitik auf Bundesebene? Was macht sie richtig, was falsch? Was sollte Eurer Meinung nach getan werden? Lasst uns ein paar Zeilen oder Stichworte an kulturpolitikwagen@gfk-ooe.at zukommen. Wir sammeln die Meinungen und setzen uns dafür ein, dass die Öffentlichkeit – in verdichteter und anonymisierter Form – darüber erfährt.