Katharina Lackner – Schluss machen, wenn es reicht

Die Künstlerin, Kuratorin und Spiel-Expertin Katharina Lackner arbeitet mit Verschiebung und Veränderung von Wahrnehmung und setzt ihre künstlerischen Ideen in Videoarbeiten, Zeichnungen, Installationen und temporären performativen Interventionen um. Ein Kernthema ihrer Arbeiten ist die Untersuchung von Bewegung im Raum. Sie sieht Kunstschaffen als spielerischen Prozess und das Spiel als kreativen Prozess. So verbindet sie Kunstproduktion und Vermittlung und kuratiert generationsübergreifende, inklusive, partizipative Ausstellungen und Projekte mit ganzheitlichem und szenografischem Ansatz. Manchmal bringt sie sich selbst als wandelbare Figur ein und lässt uns visuell an ihren existenziell einfachen, körperlichen Erfahrungen teilhaben und testet Grenzen aus und bringt Situationen zum Kippen. Mit einfachen Mitteln, digital oder analog verschränkt sie Reales mit Erfundenem bzw. Manipuliertem.

Wir freuen uns sehr auf eine von Katharina Lackner kuratierte Ausstellung, die sich mit dem Schwerpunkt DANACH auseinandersetzt und im September 2021 im öffentlichen Raum zu sehen sein wird. Näheres in Magazin #2, das ab August erhältlich ist. (foto: (c) privat)

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Erstaunlich was sich im Kopf bewegt, wenn man auf die Wörter schaut und sie dem Leben überstülpt.

Das „Danach“ tut sich da wie eine Art Raumzeitschleife auf und springt mir wie ein Ball an einem Gummiseil als „Jetzt“ entgegen. Das Gummiseil lässt sich schwer wieder loswerden und mit jedem Wurf des Balls in eine Richtung kommen neue Begriffe entgegen. Das mag ich gern und ich merke, wie es zu Flimmern anfängt, wie sich die Dinge auftun anstelle sich zu schließen. Und „Schließen“ kommt mir beim nächsten Wurf auch schon um die Ohren geflogen. „Danach“ braucht also „Jetzt“ um sich Herzustellen. The magic trick: Jetzt ist jetzt und jetzt und jetzt aber schließt man es ab ist es danach. Als Phase, als Abschnitt, ob räumlich oder zeitlich. Das Danach braucht, um zu sein, das Aus.

Wer stellt aber fest, ob etwas aus ist? Geht es um Raum oder Platz im klassischen Sinn, ist das recht schnell beantwortet, in einer Beziehung, im Sozialen und Metaphysischen wird es schon komplexer. Wie stellt man das AUS fest? Stellen es alle gleichzeitig fest? Gibt es ein kollektives Feststellen und damit ein kollektives Danach oder auch ein Individuelles?

Macht Einer Schluss, braucht man irgendwann – Closure – wie man so schön auf Englisch sagt. Wer Closure sagt, muss auch Akzeptanz sagen und damit auch die Stadien davor – Verzweiflung, Verhandlung, Wut, Verdrängung. Auch das Wahrhaben eines erschütternden Ereignisses gehört dazu. Das Pferd also gerade von hinten aufgezäumt.

Das Erkennen der Katastrophe. Und hier kommt das nächste Wort am Gummiseil der Katastrophe entgegengeflogen. Die Krise. Denn Krise ist nicht gleich Katastrophe. Da liegt das Problem gleich neben dem Hund begraben.

Genau wie das Wort Raumzeit, mit oder ohne Verschiebung, zeigt sich die Krise bei mir und vielen die ich kenne, ob im Kopf oder an Land, als Nebel. Ich persönlich empfinde diesen Ort als einen mit guter Aufenthaltsqualität.

Katastrophen passieren. Katastrophen passieren und können zur Krise führen. Katastrophen sind auch mal wieder vorbei. Krisen sind nebulös. Krisen dauern. Und mit der Dauer schleicht sich Vieles ein.

Viel leichter ist es, auf das Plötzliche zu reagieren, ob physisch oder mental, leichter ist es dabei auch festzustellen was man nicht mag. Heimtückischer ist das kontinuierliche Schleichen. Mag der Mensch doch gern und pocht auch mal darauf: das Normale. Schwierig wird es, wenn man es sich gemütlich machen will – und das kann der flexible Mensch recht schnell und in den unmöglichsten Zu und Umständen. Das hat oft nichts damit zu tun, Optimist oder Pessimist zu sein, sondern findet sich in der Schnittmenge – dem Pragmatismus. Visionen kommen selten aus dieser Ecke, welche das DANACH auch nicht unbedingt braucht, der Mensch aber schon.

Das Arbeiten am und Nachdenken über das DANACH ist also auch oder vielmehr sogar ein Arbeiten daran „etwas ein Ende zu setzen“, und das ist machbar. Arbeiten wir doch daran, dem was nervt ein Ende zu setzen.

Machen wir Schluss, wenn es reicht!