Statement zur drohenden Schließung des Atelierhauses Salzamt

Als Gesellschaft für Kulturpolitik OÖ kritisieren wir die angekündigte und am 5.10.2016 im Linzer Stadtsenat beschlossene defacto Schließung des Atelierhauses Salzamt sowie weitere Einsparungen im Kultur- und Bildungsbereich vehement:

Mit dem Erwerb, der Sanierung und der Bespielung des Atelierhauses zeigte sich die Stadt Linz im Jahr 2005 resp. 2009 mustergültig, was die dringend notwendige Förderung junger Kunstschaffender betraf. Mit der Bereitstellung von Ateliers und Ausstellungsräumlichkeiten konnten talentierte, junge Künstlerinnen und Künstler – vor allem aus den Bereichen der Bildenden Kunst und der Medienkunst – nach Studienabschluss in Linz gehalten werden. Damit wurde nicht zuletzt dazu beigetragen, den bis dato sichtbaren und sich steigernden Abgang von jungen Künstlerinnen und Künstlern nach Wien, Berlin & Co aufzuhalten. Vor allem aber wurde ein Raum geschaffen, der heimischen Künstlern und Künstlerinnen ermöglichte, internationale Kontakte zu knüpfen und der vice versa internationale Inputs nach Linz brachte. Sollte die Schließung nicht zurückgenommen werden, ist der Verlust also vor allem auch ein kulturpolitisches Debakel nach außen: denn die Ateliers – darunter fünf für internationale Stipendien – sind ein Beispiel für die internationale Ausrichtung und Kooperationsfreudigkeit der Stadt Linz und ein immens wichtiges Zeichen von Offenheit, Bedachtheit und politischem Rückgrat.

Wir fordern die Verantwortlichen der Stadt Linz, insbesondere Bürgermeister Klaus Luger, Vizebürgermeister Christian Forsterleitner, Vizebürgermeister Bernhard Baier, Stadträtin Karin Hörzing und Stadträtin Susanne Wegscheider daher auf, diesen Beschluss umgehend zurückzunehmen  – mit dem Atelierhaus Salzamt verlöre Linz diesen dringend notwendigen und im Jahr 2009 revitalisierten Kunstraum. Wo in vergleichbaren Städten neue Orte gerade für die Bildende Kunst und die Medienkunst errichtet und zur Verfügung gestellt werden, darf sich Linz nicht zu einem eindimensionalen Kunst- und Kulturbegriff zurückstutzen, der höchstens dem Kulturbegriff einer rechtspopulistisch ausgerichteten Klientel nach dem Mund redet.

Wenn Emotionalität verstärkt zum Motor für politische Entscheidungen zu werden droht, darf nicht bei Räumen und Orten gespart werden, die Wissen vermitteln und gegenseitiges Verständnis fördern. Dies trifft auf Kunsträume wie das Atelierhaus Salzamt ebenso zu wie auf öffentliche Büchereien in den Stadtvierteln, die Musikschule der Stadt Linz oder die vielfältigen Angebote der Volkshochschule Linz. Im Gegenteil erachten wir es als notwendig, dass gerade in Zeiten, in denen Politik eher mit Angst und persönlicher Befindlichkeit als mit Sachlichkeit und Weitsicht betrieben wird, alles daran gesetzt wird, um niederschwellige Bildungseinrichtungen, Kunst- und Wissensräume zu fördern und auszubauen.

Vorstand und Geschäftsführung der Gesellschaft für Kulturpolitik OÖ, 6. Oktober 2016