Identitäre in the middle

TEXT: KATHRIN QUATEMBER
 

Die Diskussion rund um die „Villa Hagen“ in Linz Urfahr und die Verbindungen zwischen Identitären und FPÖ beschäftigt die Öffentlichkeit seit mehreren Wochen. Das Gebäude ist per se ein Symbol für das, was viele von uns schon seit Jahren beobachten: Ein Kulturkampf von rechts. In der „Villa Hagen“ kumulieren Verbindungen zwischen Identitären, FPÖ und Burschenschaftermilieu. Dazu kommt die Vernetzung mit rechtsextremen Medien wie Info Direkt und Wochenblick. Alles nicht neu. Aber umso wichtiger, dass all das jetzt aufs Tapet kommt.
 
Diese Verbindungen sind zentral, wenn es um den Kulturdiskurs geht. Gerade in Oberösterreich, wo im Landesparteivorstand der FPÖ Leute sitzen wie Anneliese Kitzmüller (3. Nationalratspräsidentin, aktiv in zwei deutschnationalen Mädelschaften, im Verband der deutschen altösterreichischen Landsmannschaften, publizierte im unzensuriert.at-Verlag), Sicherheitslandesrat Elmar Podgorschek (er gab bei einem Auftritt vor der AfD Ratschläge zur Machterringung und inseriert u.a. im den Identitären nahestehenden Medium „Info Direkt“) oder Landtagsabgeordneter Alexander Nerat, der in einer Rede bei der Budgetsitzung im Landtag im Dezember 2018 so einiges – vor allem zu seinem Verständnis von Volkskultur – zu sagen hatte. Exemplarisch für das freiheitliche Kunstverständnis.
 
Unter dem Slogan „No cash, no Kunst“ meint er, es sei traurig, dass Kulturarbeiter*innen (bzw. die Projekte, die sie umsetzen, denn darauf läuft es hinaus) Subventionen einforderten. Er impliziert also, dass man als Kulturarbeiter*in seine/ihre Arbeit nur gerne macht, wenn man dafür keine Fördergelder bekommt. Hier schwingen gleich mehrere implizite Zuschreibungen mit: Kunst und Kultur sollen ehrenamtlich geschaffen werden. Schlussfolgerung: In weiterer Folge ist nur Künstler*in, wer a) so gut situiert ist, dass er/sie es ökonomisch leisten kann, kunst- und kulturschaffend tätig zu sein oder b) sich freiwillig in Armut begibt.

Kultur sei Privatsache und Kulturförderung nicht Aufgabe der öffentlichen Hand. Wenn Kulturschaffende darauf pochen, dass es durchaus staatliche Aufgabe ist, durch Förderungen Kunst und Kultur erst zu ermöglichen, so scheint das Nerats Aussagen nach nicht erstrebenswert zu sein.

Kulturarbeit ist nach dieser Lesart keine Arbeit und hat somit auch Existenzsicherung nicht verdient.

In Österreich läuft sowohl im Bund als auch auf Landesebene (zumindest in Oberösterreich) ein Kampf um die kulturpolitische Hegemonie. Vor allem die FPÖ greift – genauso wie ihr zumindest wohlgesonnene und teilweise nahestehende Medien wie der Wochenblick oder Unzensuriert – progressive Kulturinstitutionen und Kulturarbeiter*innen an und fordert unpolitische und unkritische Kultur, um im nächsten Schritt ideologisch „genehme“ Künstler*innen als Idealtypus des Kulturschaffenden zu loben.
 
All das entspricht einem völkischen Kulturverständnis, wie wir es bei Burschenschaften ebenso finden wie bei den Identitären. Auch wenn es bei den Identitären social-media-tauglich und in Instagram-Ästhetik verpackt wird. Dieses Bild von Kunst und Kultur, das heimattümelnde, vermeintlich einfache und eindeutige, das so viel angenehmer sei als all das „Andere, Fremde und Unbequeme“ ist mittlerweile durchaus mehrheitsfähig. Eignet es sich doch hervorragend, um an das bürgerlich-konservative Milieu anzuschließen.
Primär wird das Thema derzeit über personelle Verbindungen von Identitären und FPÖ gespielt. Nichts desto trotz ist es dringend nötig, dieses Streben nach rechter Hegemonie im kulturpolitischen Diskurs anzusprechen.
 
Das „Kulturpolitik wagen!“-Team innerhalb der gfk sind:
Kathrin Quatember, Wiltrud Hackl, Thomas Philipp, Roland Schwandner, Gerda Forstner, Siegbert Janko, Michaela Ortner, Christian Horner, Florian Koppler